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Verband Unabhängiger Kunstsachverständiger

VUKS: eine Positionsbestimmung (November 2007)

Am 2. Juli 2004 wurde in Stuttgart VUKS Verband unabhängiger Kunstsachverständiger gemäß den Bestimmungen des Vereinsrechtes offiziell gegründet und am 2. März 2005 in das beim Amtsgericht Stuttgart geführte Vereinsregister eingetragen.

Die Gründung von VUKS geht darauf zurück, dass eine Gruppe selbstständig tätiger Kunstsachverständiger über viele Jahre hinweg die teilweise einschneidenden Veränderungen auf ihrem Berufsfeld wahrgenommen und sich darüber ausgetauscht haben. Ihr Zusammenschluss zu einem Berufsverband war daher eine konsequente Reaktion auf strukturelle Verschiebungen, die aus Sicht der Verbandsmitglieder zu nachteiligen Auswirkungen auf ihren eigenen Tätigkeitsbereich, auf die Berufsgruppe insgesamt und auf die Interessen der Auftraggeber geführt haben und weiterhin führen.

Der Status der Selbstständigkeit ist nach Meinung der Mitglieder von VUKS eine unverzichtbare, wesentliche Voraussetzung eines Kunstsachverständigen für die Ausübung seines Berufes. Dieser Status gewährleistet seine Unabhängigkeit von Weisungen Dritter, stellt im Verhältnis zum Auftraggeber aber nur dann eine Garantie auch seiner inneren Unabhängigkeit dar, wenn er keine Geschäftsinteressen verfolgt, die über die Wahrnehmung seines Gutachten- oder Beratungsauftrages hinausgehen.

Das strikte Gebot der äußeren und inneren Unabhängigkeit seiner Mitglieder ist folglich der berufsethische Kern von VUKS: Seine unbedingte Anerkennung ist - neben professioneller Kompetenz und Erfahrung - Voraussetzung für die Mitgliedschaft, ein Verstoß dagegen führt zum Ausschluss.

Mit dieser Selbstverpflichtung wollen wir eine aus unserer Sicht höchst notwendige, eindeutige Grenze zwischen dem Kunsthandel einerseits und der Gutachter- bzw. Beratertätigkeit andererseits ziehen, um die für uninformierte Ratsuchende häufig nicht erkennbare Überschneidung dieser beiden Bereiche im Kunsthandelsgeschehen aufzuheben. Unser Ziel ist die Durchsetzung eines Berufsbildes des Kunstsachverständigen als eines reinen Dienstleistenden, der ausschließlich im Interesse seiner Auftraggeber handelt.

Vom Erreichen dieses Zieles sind wir als Berufsgruppe nicht nur noch weit entfernt. Wir sind darüber hinaus hinsichtlich unserer wirtschaftlichen Fundamente und Aussichten aus mehreren Gründen erheblich gefährdet.

Zu den entscheidenden Faktoren für die Statusverschlechterung der hauptberuflich tätigen Kunstsachverständigen ist in erster Linie die Bestellungspraxis der Industrie- und Handelskammern IHK zu zählen, die Ende der 1970er Jahre begonnen haben, nur noch Kunstsachverständige für eng umgrenzte Sachgebiete öffentlich zu bestellen und zu vereidigen. Aus dem Sachverständigen für Kunst und Antiquitäten früherer Zeit wurde auf diesem Weg beispielsweise der Sachverständige für Europäische Handzeichnungen von 1550 bis 1800 oder der für Jugendstil/Art deco.

Das hatte zur Folge, dass aus dem vorher umfassend tätigen Kunstsachverständigen ein Spezialist wurde bzw. werden sollte. Entsprechend reduzierten sich die ihn mit seinem Spezialgebiet betreffenden Aufträge, so dass manche auf den Kunsthandel oder auf einen anderen Brotberuf ausgewichen sind. Die von den Industrie- und Handelskammern geforderte wirtschaftliche Selbstständigkeit als Einzelunternehmer war und ist bei solchen Rahmenbedingungen in der Regel nicht erreichbar, und selbst dann, wenn sie gelingt, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kaum aufrechtzuerhalten. Außerdem löste diese Bestellungspraxis bei privaten Auftraggebern Befremden aus, da sie für die Begutachtung und Bewertung einer komplexen Sammlung eigentlich so viele Sachverständige wie Teilgebiete der Sammlung beauftragen müssten. Und bei gerichtlichen Aufträgen führt diese Praxis ständig zu Problemen bei der Beauftragung durch das Gericht und der Anerkennung durch die Parteien und ihrer Rechtsvertreter aus formalen Gründen.

Für die Wiederherstellung einer praktikablen Ordnung wird VUKS in Gesprächen mit der IHK und dem DIHT geeignete Vorschläge unterbreiten.

Auf die erwähnte, durch Spezialisierungszwang herbeigeführte wirtschaftliche Schwächung der Kunstsachverständigen reagierten einige der potentiell Betroffenen auch in der Weise, dass sie sich - trotz entsprechender akademischer Bildung und fachlicher Eignung - nicht als Kunstsachverständige vereidigen ließen sondern als Hausratsexperten. Nach Ansicht der Vertreter dieser Berufsgruppe gehören Kunstwerke und Antiquitäten zum gehobenen Hausrat und unterliegen somit ihrer Fachkompetenz. Da sie der Spezialisierung nicht unterworfen sind, ist es ihnen vor diesem Hintergrund möglich, bei Auftragsverhandlungen eine Begutachtung und Bewertung aller vorhandenen Kunst- und Wertgegenstände aus einer Hand anzubieten, was den Auftraggebern verständlicherweise sehr entgegenkommt.

Wir betrachten diese Entwicklung, die sich bisher allerdings noch nicht in allen Kammerbereichen durchgesetzt hat, als eine Fehlentwicklung, die dringend rascher Korrektur bedarf. Dafür werden wir uns nachdrücklich einsetzen.

Die fortschreitende wirtschaftliche Schwächung der Kunstsachverständigen resultiert auch aus der Praxis führender Sachversicherungen, Kunsthistoriker für die Bewertung privaten Kunstbesitzes anzustellen sowie aus den Werbe- und Akquisitionsstrategien nahezu aller in Deutschland tätigen Auktionshäuser, die Eigentümer von Kunstwerken und Antiquitäten mit dem Versprechen kostenloser und unverbindlicher Schätzungen zur Einlieferung von Auktionsgut zu locken versuchen.

VUKS wird die legitimen Zielvorstellungen des Verbandes mit Nachdruck vertreten und durchzusetzen versuchen. Seine Mitglieder - weit überwiegend als Sachverständige für Kunst und Kunsthandwerk öffentlich bestellt und vereidigt - verstehen und empfehlen sich über ihre notwendige Selbstorganisation hinaus als qualifizierte, erfahrene, unabhängige und vertrauenswürdige Partner für Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen und Institutionen, die mit ihren Gutachten und Bewertungen sowie ihrer Beratungskompetenz die im Zusammenhang mit Kunst und Antiquitäten häufig heiklen Aufgaben und Probleme zuverlässig und neutral erfüllen und lösen können. Durch seine Mitgliederstruktur bietet VUKS darüber hinaus ein weit verzweigtes, professionelles Netzwerk, das die kompetente Bearbeitung großer und komplexer Sammlungen ermöglicht.

Behrend Finke
Vorsitzender

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